PORTRAIT EHRENMITGLIED
Leise, klar und deutlich - Professor Maximilian Reiser
Prof. Maximilian Reiser leitet seit 1993 den Lehrstuhl für Radiologie der Ludwig-Maximilians-Universität München und war von 1989 bis 1993 Ordinarius an der Universität Bonn. Die Medizinische Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München hat er als Dekan von 2008 bis 2015 geleitet und wie kaum ein anderer geprägt.
Die Liste ist lang: Holthusen-Ring, Ehrenmitglied von zehn nationalen radiologischen Fachgesellschaften und Honorary Fellow von verschiedensten radiologischen Gesellschaften aus der ganzen Welt, unter anderem dem American College of Radiology und dem Royal College of Radiologists. Seine Urkundenwand muss noch gewaltigeren Eindruck machen als Walt Disneys Oscar-Regal, der mit 26 Goldjungen die Gewinnerliste seiner Branche anführt.
Prof. Maximilian Reiser2016 verleiht die Deutsche Röntgengesellschaft Maximilian Reiser die Ehrenmitgliedschaft. Nur ein weiterer „Goldie“ in der Sammlung? „Nein, es ist eine ganz besondere Ehre. Als erstes habe ich meiner Frau davon erzählt, und ich sagte ihr, dass sie zum 97. RöKo mitkommen muss, weil es ein besonderer Kongress wird“, schmunzelt Reiser.
Die Medizinerfamilie Reiser – seit Generationen brachte sie zahlreiche Mediziner hervor. Sein Vater: Tierarzt. Maximilian Reiser beschloss schon als Kind, den Weg in die Medizin einzuschlagen. Er begleitet seinen Vater auf Patientenbesuchen, assistiert ihm bei Operationen, schaut seinem Vater intensiv über die Schulter. Der Berufswunsch ist gesetzt – aber nur so lange, bis er merkt, dass dieser Beruf durch die damals aufkommende Massentierhaltung nachhaltig verändert wird. Reiser aber möchte direkt am Patienten sein.
1967 entscheidet er sich deshalb für Humanmedizin, die er an der LMU studiert. Ab 1976 absolviert er seine radiologische Weiterbildung bei seinem geschätzten ersten radiologischen Lehrer, Prof. Anacker an der TU München. Was hat ihn in die Radiologie getrieben? „Dafür habe ich mich erst nach dem Studium entschieden. Ich wollte in ein operatives Fach gehen, aber in der Chirurgie hatte ich ein richtig gehendes Pech mit den Stationsärzten – das sollte also nicht sein. Dann sollte es die Innere Medizin sein. Ich begann mit dem „Röntgenjahr“, das man damals als Internist brauchte. Daraus sind inzwischen über 40 Röntgenjahre geworden, in denen ich keine Minute meine Entscheidung bereut habe.“
Medizin, Radiologie. Die Entscheidungen fielen früh und konsequent. Ohne Druck? „Ganz und gar“, sagt er überzeugt. „Ich habe zwar immer schon viel gearbeitet, aber ich hatte immer Spaß an meiner Arbeit. 40 Jahre Radiologie – und es ist nie lästige Routine geworden!“
Der Experte in Muskuloskelettaler Radiologie hat während seiner Zeit in der Radiologie das Aufkommen neuer Verfahren miterleben und mitgestalten dürfen – CT, MRT, DSA und Sonographie- und war von diesen dynamischen Entwicklungen begeistert.. Wer prägte ihn am meisten? „Die Professoren Rupp, Anacker, Gerhardt, Lissner und Peters.“ Es war Professor Peters, der Visionär, wie Reiser sagt, der ihn in seiner Bescheidenheit immens beeindruckt hat. Bescheidenheit? „Ja, Professor Peters ist mein großes Vorbild, ich habe versucht ihm nachzueifern, und regelmäßig bat ich ihn um Rat. Ich betrachte es als großes Glück, dass ich drei Jahre als Oberarzt bei ihm arbeiten durfte.“ Das ist Größe. Nicht jeder beschreibt seinen Weg zum Lehrstuhl als einen des ewig Lernenden.
So viel Engagement, so wenig Freizeit. „Das schon, ja. Ich habe immer zwölf bis vierzehn Stunden am Tag gearbeitet, im Urlaub auch. Jetzt erst kehre ich so langsam ins normale Leben zurück. Ich bin halt ein preußischer Bayer.“ Aha, das ist es! Und er ergänzt: „Ich neige zu Überengagement, das wird auch immer so bleiben.“ Als überehrgeizig möchte er sich aber nicht bezeichnen. Es ist nur so: „Wenn jemand mit einer Bitte oder Frage an mich herantritt, kann ich schlecht „Nein“ sagen.“
So entsteht natürlich Extra-Arbeit, aber Maximilian Reiser ist ihr sein ganzes Leben lang schon gewachsen – seit über zwei Jahren ist Reiser Editor in Chief von „European Radiology“, was er als eine Aufgabe beschreibt, „die eigentlich ein Vollzeit-Job ist.“
Wichtig ist ihm der Patient, das hat er nie vergessen. Eines der prägendsten Ereignisse begegnete ihm vor 35 Jahren, als er bei einer zerebralen Angiografie eine Kontrastmittelinjektion vornahm und die Patientin ihm mitteilte, sie könne nicht mehr sehen. „Ich war geschockt, musste aber meine Arbeit machen. Nach ein paar Stunden kam endlich die erlösende Nachricht: Das Augenlicht der Patientin war zurückgekehrt. "Ich musste wirklich vor Glück weinen.“
Die Nähe zum Patienten und das Wohl derselben – das hat Priorität. „Der Nachwuchs, den wir in München haben, ist superb. Und ich empfinde es als Privileg, mit diesen jungen, engagierten Medizinern zusammenzuarbeiten!“ Was gibt er ihnen mit auf den Weg? „Im Beruf sollen sie niemals den Eid des Hippokrates und die Motive, die sie zum Medizinstudium bewegt haben, vergessen. Und nicht nur das, sie sollen auch daran glauben, an diesen Eid, den wir geschworen haben.“